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    Gewahrsein und zeitlose Gegenwart – Interview mit Uttam Dhakhwa

    Der Ruf aus dem geistigen Urgrund differenziert sich weltweit in viele Strömungen. Sie sind sehr unterschiedlich und doch in der Tiefe miteinander verbunden. Vielleicht bilden sie erst in ihrer Gesamtheit das Menschsein ab, zu dem wir gerufen sind. Auf jeden Fall können wir voneinander lernen. Am 22. September 2023 interviewte Horst Matthäus (H.M.) Uttam Dhakhwa (U.D.), einen spirituellen Lehrer der VIPASSANA-Bewegung in Nepal, für LOGON.

    Tanz als Ausdruck Universeller Gestze

    Nicht nur die berühmten Lehrer und Philosophen der „heidnischen“ Antike – Sokrates, Platon und Pythagoras – pflegten mit ihren Schülern rituelle Tänze aufzuführen. Nach einer Überlieferung in den apokryphen Johannesakten, dem sogenannten „Tanzhymnus“, tanzte Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Ihr individuelles Erleben weitete sich zu einem gemeinschaftlichen und transzendenten Erleben, zu einer Erfahrung universeller Gesetzmäßigkeiten.

    Unser ganzes Leben ist Rhythmus und Klang. Rhythmus und Klang durchweben das Universum und bestimmen auf vielfältige Weise unser Dasein auf Erden. „… als heilige Füße vollkommener Tänzer Staub aufwirbelten, wurde die Erde …“, heißt es im Rigveda, der ältesten heiligen Schrift Indiens.

    Die Veden berichten, dass die Welt aus einem Urklang entstand und alle Materie in bestimmten Rhythmen schwingt. Dem griechischen Philosophen Pythagoras zufolge wurde die Welt durch Klang bzw. Harmonie aus dem Chaos hervorgerufen. Die Beziehungen derPlaneten zueinander setzte er in Proportion zu den musikalischen Intervallen. Jeder Himmelskörper sendet einen
    ihm eigenen Ton aus und wirkt so mit an der Harmonie der Sphären.

    In diese kosmischen Gesetzmäßigkeiten ist der Mensch als Mikrokosmos hineingestellt. Sie spiegeln sich in ihm bis hin zu den Proportionen des menschlichen Körpers wider. Wie die Planeten, so sendet auch jeder Mensch einen ihm eigenen archetypischen Klang aus. Philosophen früherer Zeitalter verglichen den Menschen mit einem Monochord, einem Musikinstrument mit einer einzigen Saite, die sich von der Erde bis zum äußersten Ende des Zodiakus erstreckt.

    Wie Oben Bewegung so Unten – Fraktale Geometrie des Lebens

    Fraktale sind selbstähnliche Muster, die sich in einer schier unerschöpflichen Gestaltungsdynamik sowohl im Raum als auch in der Chronologie der Zeit wiederholen. Es sind diese uns unbewussten Muster, die das Drehbuch unseres Lebens schreiben. Fraktale Geometrie ist die Art und Weise, wie Struktur in den Raum und analog Ereignisse in die Zeit gebracht werden. Sie ist ein Prinzip, das es schon vor der Schöpfung gab und das der Natur innewohnt.

    Ein Ton im Himmelsgesang

    Ich erkenne staunend, dass das ganze Universum ein buntgewebter Teppich aus unzähligen Schwingungen ist; und jedes Geschöpf hat darin seinen Platz und wirkt durch seine Reaktionen auf den gesamten Teppich ein:

    Zum Tone möchte man werden
    und sich vereinen
    in einem Himmelsgesang.
    Friedrich Hölderlin